Linksfraktion Hessen
Plenarbericht vom 18. bis 20. Februar 2020

Liebe Freundinnen und Freunde,

um Euch neben der Presseberichterstattung einen Überblick über die im Plenum behandelten Themen zu geben, erhaltet ihr hier die Plenarrückschau.

Diese Plenarwoche wurde überschattet durch den fürchterlichen rechtsterroristischen Anschlag in Hanau. Eine Rückkehr zur Tagesordnung war danach nicht möglich. Deshalb hat der Hessische Landtag seine Plenarsitzung am Donnerstag abgesagt.

Am Dienstag und am Mittwoch standen die Regierungserklärung von Innenminister Peter Beuth zur Kriminalstatistik, die Verabschiedung des Landeshaushalts für das Jahr 20230, die Reform des öffentlichen Vergabegesetzes und die Verbesserung der Kita-Qualität im Zentrum der Beratungen.

 

Inhaltsverzeichnis

 
  1. Rechtsterroristischer Anschlag in Hanau
  2. Regierungserklärung von Innenminister Beuth zum Thema: „Erfolgreicher Start in ein sicheres Jahrzehnt“
  3. Verabschiedung des Landeshaushalts für das Jahr 2020
  4. Unser Gesetzentwurf zur Kita-Qualität
  5. Gesetzentwurf der SPD zur Sicherung von Tariftreue und Sozialstandards sowie fairem Wettbewerb bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in Hessen
 

Rechtsterroristischer Anschlag in Hanau

 

Die Plenarwoche wurde überschattet durch den rechtsterroristischen Terroranschlag in Hanau. Erstmals in der Geschichte des Hessischen Landtag wurde daher am Donnerstag die Plenarsitzung nach einer Schweigeminute und einer kurzen Ansprache von Innenminister Beuth abgebrochen. Eine Rückkehr zur Tagesordnung wäre nach den Nachrichten des Morgens nicht möglich gewesen.

Wir sind entsetzt über die furchtbare Gewalttat in Hanau und drücken den betroffenen Familien, den Verletzten und Hinterbliebenen unsere aufrichtige Anteilnahme und unsere Solidarität aus.

Dies war einer der schlimmsten rechtsextremen Anschläge in der Geschichte der Bundesrepublik. Hieraus müssen Konsequenzen gezogen werden.

Am Nachmittag fuhren wir darauf hin geschlossen nach Hanau um dort unsere Anteilnahme zu bekunden.

 
 

Regierungserklärung von Innenminister Beuth zum Thema: „Erfolgreicher Start in ein sicheres Jahrzehnt“

 

Das Zahlenwerk der ‚Kriminalitätsstatistik‘ ist für Minister Beuth alljährlicher Anlass zu überschwänglichem Eigenlob. Dabei gibt es gute Gründe, den Aussagewert der auf Erfolg getrimmten Statistik anzuzweifeln. Solange es weder Dunkelfeldanalysen noch Verlaufsstatistiken gibt, mit denen die tatsächlichen Straftaten und Strafverfolgung realistischer abgebildet werden, hat die Kriminalitätsstatistik eine eher geringe Aussagekraft. Im Großen und Ganzen steht aber fest, dass Hessen in Bezug auf Kriminalität eines der sichersten Länder in Deutschland ist. Und das ist gut so!

Doch es gibt eine Reihe von Entwicklungen, die große Sorgen bereiten. Dazu gehören der weitere massive Anstieg bei rechten Straftaten, der Internet-Kriminalität, der häuslichen Gewalt und die Kinderpornografie. Zumal von einem deutlich höheren Dunkelfeld ausgegangen werden musst, als die Statistik ohnehin aufweist. Auch die sich wiederholenden Polizei- und Geheimdienst-Skandale sind eine traurige Tatsache, über welche der Innenminister zu schnell hinweggeht.

Auch beim Personal gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge bald in Pension gehen, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit die Neueinstellungen deutlich übertreffen. Für den Landes- und Polizeidienst bedeutet das: Bei jetzt schon drei Millionen Überstunden, der Überbelastung und fehlender Vereinbarkeit von Beruf und Familie könnte Hessen noch weiter ins Hintertreffen geraten – auf Kosten nicht nur der Beschäftigten, sondern aller Menschen in Hessen.


Unser Video
Die Menschen fühlen sich weniger sicher

 
 

Verabschiedung des Landeshaushalts für das Jahr 2020

 

Mit über 100 Änderungsanträgen hat DIE LINKE deutlich gemacht, welche wesentliche Defizite der schwarzgrüne Landeshaushalt beinhaltet und wie wir diesen begegnen wollen. Um den Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu beheben, haben wir Mittel für ein Programm beantragt, mit dem jährlich 10.000 neue Sozialwohnungen geschaffen werden können. Wir wollen die Kommunen deutlich besser finanzieren, den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und fordern umfassende Maßnahmen im Bildungs- und Sozialbereich.

Eine Politik für ein sozialeres, ökologischeres und gerechteres Hessen wäre finanzierbar. Dafür müssten Reiche und Vermögende mit Hilfe einer moderaten Vermögensteuer und einer reformierten Erbschaftsteuer angemessener an der Finanzierung öffentlicher Haushalte beteiligt werden. Anders als die schwarzgrüne Landesregierung lehnen wir die schwarze Null und die homöopathische Schuldentilgung ab. Stattdessen sollte dieses Geld investiert werden oder wenigstens in eine Investitionsrücklage fließen.

 
 

Unser Gesetzentwurf zur Kita-Qualität

 

Jede vierte ausgebildete Fachkraft verlässt in den ersten fünf Jahren nach Berufsantritt wieder die Kita. Dem müssen wir dringend etwas entgegensetzen, um den Fachkräftebedarf für eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung zu sichern. Bei zahlreichen Gesprächen mit Expertinnen und Experten wurde uns immer wieder mitgeteilt, dass eine gute Praxisanleitung, die den Übergang von der schulischen Ausbildung in den Kita-Alltag unterstützt, die beste Maßnahme gegen die hohe Zahl der Abbrüche darstellt. Mit der neuen dualen Struktur der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) in den Kitas gewinnt die Anleitung noch stärkerer an Bedeutung, um Überforderungssituationen zu vermeiden.

Wir hoffen sehr, dass unser Gesetzentwurf bei Schwarzgrün zu einer entsprechenden Berücksichtigung dieser bisher vernachlässigten Frage führt. An einer zu stark belasteten Landeskasse kann es jedenfalls mit dem bisherigen Rückgriff auf kommunale und Bundesmittel nicht scheitern.

Unser Gesetzentwurf
 

 
 
 

Gesetzentwurf der SPD zur Sicherung von Tariftreue und Sozialstandards sowie fairem Wettbewerb bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in Hessen

 

Die Öffentliche Hand löst Aufträge im Wert von 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus und könnte diese Marktmacht sehr sinnvoll nutzen, um soziale und ökologische Standards zu verbessern. In den letzten Jahren hat sich jedoch gezeigt: Das aktuelle schwarzgrüne Vergabegesetz ist dafür völlig unzureichend.

Das gültige Gesetz sieht keine ausreichende Kontrolle vor, um sicher zu stellen, dass die sozialen Mindeststandards auch wirklich eingehalten werden. Außerdem bietet es riesige Schlupflöcher, wie z.B. die mangelnde Haftung eines Generalunternehmers für seine Subunternehmer. Daher begrüßen wir den neuen Vorstoß, das hessische Vergabegesetz umfassend zu novellieren und dabei endlich sozial-ökologische Kriterien, eine wirksame Tarifbindung und einen Landesmindestlohn einzuführen.

Unsere Gesetzentwürfe gingen in der Vergangenheit teilweise weiter als der der SPD, sahen etwa eine verbindliche Berücksichtigung ökologischer Kriterien und des Ressourcenverbrauchs bei einer Auftragsvergabe vor. Dennoch wäre der vorliegende Entwurf eine echte Verbesserung gegenüber dem Status Quo und findet damit unsere Unterstützung.

 
 

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