Die hessische Linksfraktion bestand von April 2008 bis Januar 2024

Rede

"Digitalisierung – ob beim Film, bei Museen oder in anderen Bereichen – hängt sehr oft an Projektmitteln!"

Janine Wissler
Janine WisslerDigitalisierungKultur

Digitalen Wandel an den hessischen Museen begleiten und unterstützen (Dringlicher Entschließungsantrag Fraktion der CDU, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Ds. 20/842)

 

Herr Präsident, meine Damen und Herren!

Ja, wir diskutieren über die Frage der Digitalisierung der Museen auf Antrag der FDP. Ich habe mir im Vorfeld einmal angeschaut, dass der Deutsche Museumsbund im Jahr 2018 eine Umfrage bei den regionalen Museumsverbänden zum Stand der Digitalisierung durchgeführt hat. Das Ergebnis lautet – ich zitiere am besten –: „Das Resultat ist verheerend: Insgesamt ist der Stand der Digitalisierung in den deutschen Museen stark ausbaufähig.“

(Beifall Freie Demokraten)

Wir haben da durchaus einigen Nachholbedarf. Wir hören auch seit vielen Jahren vom Hessischen Museumsverband immer wieder, dass in dem Bereich einfach zu wenig passiert. Daher ist es richtig und gut, dass wir heute darüber diskutieren. Was fordert der Deutsche Museumsbund, was sagen sie aus ihrer Sicht, was die Museen brauchen? Das Erste, was sie fordern, ist eine wirklich langfristige Strategie. Ich glaube, genau das ist das Problem, nämlich dass es, wenn wir über Digitalisierung sprechen – ob jetzt beim Film, bei Museen oder in anderen Bereichen –, sehr oft an Projektmitteln hängt. Es werden Gelder projektbezogen ausgegeben, aber es gibt keine langfristige Strategie. Projektmittel erschweren die langfristigen Vorhaben der Museen, weil man keine langfristige Planungssicherheit hat. Das gilt nicht nur für diesen, sondern auch für andere Bereiche, weswegen man weg von der Projektfinanzierung hin zu einer langfristigen Strategie kommen sollte. Digitalisierung ist eben nicht nur eine einmalige Aufgabe, indem man sagt: „Das digitalisieren wir jetzt alles durch, und dann sind wir fertig“, sondern das ist eine permanente Aufgabe, weil sich Dinge weiterentwickeln – der Kollege Grumbach hat gerade darauf hingewiesen –, weil sich Digitalisierungstechniken verändern. Daher muss die Frage der Digitalisierung dauerhaft in einer Strategie und eben auch in der Finanzierung mit berücksichtigt werden.

(Beifall DIE LINKE)

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Frage der Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, weil Digitalisierung voraussetzt, dass es mit Blick auf die Anforderungen geschultes Personal gibt. Auch das ist ein Bereich, bei dem die Museen deutlich machen, dass dort etwas passieren muss. Gleiches betrifft den Bereich der Rechtssicherheit. Auch hier gibt es eine ganze Menge offener Fragen, etwa Urheberrechte, bei denen sich die Museen Unterstützung wünschen. Das Wichtigste ist die zentrale Frage der zusätzlichen Ressourcen. Wenn man Digitalisierung ernsthaft angehen will – ich glaube, in diesem Hause gibt es keinen Dissens darüber, dass die Digitalisierung der Museen angegangen werden muss –, fragt sich, was daraus folgt und wie man es praktisch umsetzen kann. Hier, glaube ich, reichen die dafür eingestellten Mittel vorne und hinten nicht aus, um ein wenig voranzukommen. Deswegen müssen wir insbesondere über die Ressourcen reden.

(Beifall DIE LINKE)

Es geht überhaupt nicht darum, den Museumsbesuch zu ersetzen. Natürlich ist es etwas völlig anderes, gemeinsam vor einem Kunstwerk bzw. einem Bild zu stehen und es miteinander zu diskutieren. Das ist etwas völlig anderes, als sich ein virtuelles Museum allein für sich zu Hause anzuschauen. Deshalb geht es nicht um die Frage, den Museumsbesuch zu ersetzen, sondern bei der Digitalisierung geht es darum, Dinge zusammenzubringen und sinnvoll zu ergänzen. Es geht auch einfach darum, Kunstwerke zu sichern und dauerhaft für die Nachwelt zu erhalten. Ich finde den Punkt betreffend die Zugänglichkeit von Museen und Kultureinrichtungen wichtig. Ich kann mir vorstellen, dass es auch in diesem Bereich hilfreich sein kann, weil natürlich auch uns die Frage umtreibt, wie man garantieren kann, dass alle Menschen einen Zugang zu Kunst und Kultur erhalten, dass sie es sich sowohl leisten können als auch das Interesse daran geweckt wird. Auch hier bietet die Digitalisierung sicher einige Chancen. Es gab ein sehr schönes Projekt – ich weiß nicht mehr genau, von wem es war –, bei dem man sich anmelden konnte und im Revolutionsjahr 1919 der Bayerischen Räterepublik jeden Tag schauen konnte, was Kurt Eisner, erster Ministerpräsident von Bayern, quasi an diesem Tag erlebt hat. Das war ein Geschichtsprojekt, das sehr praktisch umgesetzt war, indem man es auf das Handy geschickt bekommen hat. Das zeigte sehr plastisch, wie man Geschichte auf einer sehr niedrigen Schwelle vermitteln kann.

(Beifall DIE LINKE)

Wenn ich mir die Anträge so anschaue, Frau Kollegin Schmidt, sage ich es einmal so: Man kann natürlich auch Differenzen konstruieren, wo objektiv keine bestehen. Ich habe den Antrag der FDP jetzt zweimal kritisch gelesen und keinen Punkt gefunden, der gegen eine Zustimmung spräche; das muss ich ehrlich sagen.

(Beifall Freie Demokraten)

– Bitte, bitte. – Ich glaube, da ist es ein bisschen in den Krümeln gesucht, wenn man schaut, wo da eine Abweichung ist. In Ihrem Antrag steht im Wesentlichen nichts anderes drin. Aber gut, das ist eine eigene Debatte, ob eine Regierungsmehrheit die Souveränität hat, auch einmal einem Oppositionsantrag zuzustimmen. Ich glaube, das soll jetzt hier nicht das Thema sein. Deswegen ein Letztes. Die AfD hat über Leitkultur gesprochen, dazu will ich mich gar nicht weiter auslassen. Sie haben uns alle als regenbogenaffine Fraktionen angesprochen. Das finde ich jetzt nicht weiter beleidigend; die meisten Menschen freuen sich auch, wenn sie einen Regenbogen sehen – Sie vielleicht nicht.

(Beifall DIE LINKE, vereinzelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Ich will nur feststellen, dass es im Regenbogen Platz für ganz viele Farben gibt – die Farbe Braun ist aber nicht dabei.

(Beifall DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD und Claudia Ravensburg (CDU) – Zurufe AfD: Unsere Farbe ist Blau!)