Die hessische Linksfraktion bestand von April 2008 bis Januar 2024

Rede

Elisabeth Kula - Hessens Schulen zukunftsfähig machen - Teil 2

Elisabeth KulaBildung

In seiner 88. Plenarsitzung am 11. November 2021 diskutierte der Hessische Landtag grundlegend über die Situation an Hessens Schulen. Dazu die zweite Rede unserer Vorsitzenden und bildungspolitischen Sprecherin Elisabeth Kula.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich muss an der Stelle noch einmal auf ein paar Punkte eingehen. Herr May, das parlamentarischen Zirkuszelt, also, wer jetzt welche Wähler täuscht, lasse ich jetzt einmal weg. Ich glaube, es ist doch allgemein bekannt, eigentlich schon seit unserer Studie aus dem Jahr 2017, die wir als Linksfraktion in Auftrag gegeben haben, dass diejenigen, die in den frühzeitigen Ruhestand gehen, zum Großteil Lehrkräfte sind, die das machen, weil sie überlastet sind und weil sie berufsunfähig sind. Das ist nichts Neues. Das müssen Sie jetzt nicht so darstellen, als hätten wir uns das ausgedacht oder aus den Fingern gesaugt. Neun Zehntel der Lehrkräfte leiden unter Zeitdruck und sind im Dauerstress. Das ist belegt, das kommt nämlich aus einer Studie der GEW in Frankfurt, die ich schon angesprochen habe, an der ein Viertel aller Lehrkräfte teilgenommen hat. Ich finde es nicht in Ordnung, wenn Sie sich hinstellen und sagen, es handele sich um Erfindungen, und an den Schulen sei alles in Ordnung. Ich erwarte von den regierungstragenden Fraktionen auch einmal eine Einsicht und ein Signal an die eigenen Lehrkräfte, dass man sieht, dass sie überlastet sind. Diese Studie hat auch gezeigt, dass 77 % der Lehrkräfte von ihrem Beruf begeistert sind. Sie finden es toll, sie sind gerne Lehrkräfte, sie haben ein hohes Berufsethos. Es ist sowieso ein Berufsstand mit einem hohen Berufsethos. Sie sind sehr leidensfähig. Aber ich glaube, damit es so bleibt, müssen die Hilferufe aus den Schulen endlich wahrgenommen werden. Wir brauchen nicht mehr von dieser Schönrednerei von diesem Pult aus. (Beifall DIE LINKE) Um noch einmal auf Sie, Herr Kultusminister Lorz, zu sprechen zu kommen: Was wir nicht brauchen, das ist eine Werbekampagne. Wir brauchen Entlastung an den Schulen. Wir brauchen weniger Pflichtstunden, wir brauchen bessere Bezahlung für Grundschullehrkräfte. Eine Werbekampagne ist schön und gut, aber damit werden Sie niemanden vom Hocker reißen. Sie haben in Ihrer Rede auch wieder leider kein einziges Wort zu der Überlastung der Kolleginnen und Kollegen gesagt. Das finde ich sehr bedauerlich. Ich glaube, Überbrückungsmaßnahmen, wie Sie sie jetzt genannt haben mit Quereinstieg und Tarifbeschäftigten an den Schulen, das ist nicht das, was wir brauchen, weil – das haben die Kollegen Degen und Promny angesprochen – die Schulen in Zukunft noch mehr Aufgaben bekommen werden und nicht weniger. Deswegen müssen wir jetzt darüber diskutieren, wie wir die Qualität verbessern können und noch mehr Beschäftigte, mehr Lehrerinnen und Lehrer, UBUS-Kräfte, Schulsozialarbeit usw. an die Schulen bekommen können. Es wird nicht ausreichen mit dem, wie es bisher geplant ist. Ich glaube, das Thema Überbrückungsmaßnahmen zeigt, was für ein Bild Sie von Schule haben, wohin Sie wollen. Das ist wirklich nicht ausreichend. (Beifall DIE LINKE)