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Rede

Elisabeth Kula: SOS Seepferdchen in Not - Schwimmbad- und Badeseebesuch für Kinder und Jugendliche im Sommer kostenfrei machen!

Elisabeth KulaBildungFamilien-, Kinder- und Jugendpolitk

In seiner 81. Plenarsitzung am 08. Juli 2021 diskutierte der Hessische Landtag unsere Aktuelle Stunde zur Forderung nach kostenfreien Schwimmbad- und Badeseebesuchen für Kinder und Jugendliche. Dazu die Rede unserer bildungspolitischen Sprecherin Elisabeth Kula.

Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren! „SOS Seepferdchen in Not – Schwimmen für Kinder und Jugendliche stärker fördern und Schwimmbadbesuch kostenfrei machen“, so haben wir als LINKE unsere Aktuelle Stunde genannt. Angesichts der Pandemie könnte das Thema leider kaum aktueller sein.

Die Corona-Krise hat verheerende Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Während Sie große Solidarität mit den Alten und Schwachen der Gesellschaft gezeigt haben, waren die Rechte der Kinder und Jugendlichen auf Bildung, soziale Kontakte, Hobbys, ja, ihr ganzes Leben erheblich eingeschränkt. Und das hat besonders katastrophale Auswirkungen, wenn es um das Erlernen und Üben von wichtigen Kulturtechniken geht, wie eben das Schwimmen. Schwimmbäder blieben im letzten Jahr oft geschlossen, und laut der DLRG haben in der Zeit der Pandemiebewältigung rund 70.000 Kinder nicht gelernt, sicher zu schwimmen. Gleichzeitig gab es im Jahr 2020 einen Anstieg der Zahl tödlicher Badeunfälle, auch in Hessen. Meine Damen und Herren, das muss uns doch wirklich sehr beunruhigen.

(Beifall DIE LINKE)

Dass sich diese Entwicklung auch im nächsten Jahr fortsetzt, ist angesichts der Pandemie auch nicht unwahrscheinlich. Wer das Schwimmen nicht angeleitet lernt und übt, ist nicht nur ein schlechter Schwimmer, sondern er hat auch die Aufklärung über Gefahren von offenen Gewässern verpasst. Da finden dann doch leider meistens die tödlichen und gefährlichen Badeunfälle statt.

Im letzten Jahr wurden im Vergleich zum Vorjahr 70 % weniger Seepferdchen-Abzeichen überreicht. Meine Damen und Herren, da reicht es jetzt schlichtweg nicht aus, das über ein Schulaufholprogramm mit ein paar Schwimmkursen zu fördern, sondern da braucht es jetzt wirklich Anstrengungen und ein eigenes Landesprogramm, um die Schwimmfähigkeit vor allem von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Da kam außer vielen warmen Worten und Ankündigungen bisher nichts von der Landesregierung.

(Beifall DIE LINKE)

Wir hatten auch schon vor der Pandemie ein Problem. Die Nicht- bzw. Schlechtschwimmerquote betrug schon vor Corona bei Zehnjährigen fast 50 %, und laut der DLRG reichten die landesweit vorhandenen Wasserflächen noch nicht einmal aus, um den aktuell zur Schwimmausbildung anstehenden Jahrgang vollständig ausbilden zu können. Das ist doch wirklich ein politisches Armutszeugnis, und dafür kann sich auch die Landesregierung nicht aus der Verantwortung ziehen.

(Beifall DIE LINKE)

Als LINKE wollen wir die hessische Schwimmbadlandschaft erhalten und ausbauen, und wir wollen die Kommunen dabei so unterstützen, dass das auch gelingen kann. Da reichen eben die Investitionskostenzuschüsse aus den verschiedenen Landesprogrammen nicht aus. Gerade jetzt, wo so viele Einnahmen weggefallen sind, wäre doch ein guter Zeitpunkt, auch die Betriebskosten der kommunalen Schwimmbäder zu bezuschussen, meine Damen und Herren.

(Beifall DIE LINKE)

Wir sollten doch den Kindern und Jugendlichen etwas zurückgeben für all die Entbehrungen des letzten Jahres. Als LINKE möchten wir den Besuch von Schwimmbädern und Badeseen in den Sommerferien für Kinder und junge Menschen kostenfrei machen. Angesichts der enormen Summen, die für die Bewältigung der Corona-Pandemie aufgebracht werden – 12 Milliarden € Sondervermögen –, muss das doch drin sein. Das würde auch viele Eltern entlasten, die durch die Pandemie Einkommenseinbußen oder Einkommensausfälle hatten oder die von Armut betroffen sind. Das wäre nicht nur ein politisches Signal an die Kinder und Jugendlichen in Hessen, sondern es wäre auch mit Blick auf die Badesicherheit ein Anreiz, die heißen Tage im Sommer an überwachten Gewässern zu verbringen, gerade in Anbetracht der beschämend hohen Nichtschwimmerquote bei Kindern.

Einige Kommunen sind bereits selbst aktiv geworden und ermöglichen Kindern und Jugendlichen einen kostenfreien Eintritt zu den Schwimmbädern in den Sommerferien, beispielsweise Darmstadt und Wiesbaden. Diese Kommunen würden sich sicher über Rückenwind aus der Landesregierung freuen, und andere könnten mit den zusätzlichen Mitteln vom Land ein solches Angebot überhaupt erst realisieren.

Meine Damen und Herren, Schwimmen für Kinder und Jugendliche stärker fördern und Schwimmbadbesuche im Sommer kostenfrei machen – damit machen wir als LINKE einen Vorschlag, um unsere öffentliche Infrastruktur zu erhalten, die Jüngsten in dieser Gesellschaft zu schützen und allen unabhängig vom Geldbeutel Abkühlung, Spaß und Entspannung in den Sommerferien zu ermöglichen. – Vielen Dank.

(Beifall DIE LINKE)