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Rede

Rede zum Lehrermangel 1

Gabi Faulhaber
Gabi FaulhaberWirtschaft und Arbeit

Rede von Gabi Faulhaber am 22. Februar 2017 im Hessischen Landtag

– Es gilt das gesprochene Wort –

Herr Präsident,
meine Damen und Herren!

Wir werden diesen Antrag der SPD unterstützen.

Immerhin ist es wichtig, dass das Kultusministerium fundiert einschätzen kann, welchen Belastungen die Lehrerinnen und Lehrer tatsächlich ausgesetzt sind. Hier sehen wir Nachholbedarf.

Wir erinnern daran, dass das Kultusministerium vor einem halben Jahr eine Anfrage der Linken nicht beantworten konnte und stattdessen angab, diese Fragen seien zu aufwändig zu recherchieren. Zwar betraf das einen anderen Bereich – nämlich der Umsetzung von Inklusion – aber eines wurde deutlich:
Fundierte Informationen, wie es an den Schulen aussieht, liegen dem Kultusministerium nicht ausreichend vor! Und das in einem so wichtigen Schwerpunkt ihrer Bildungspolitik!


Wir hoffen also inständig, dass diese Studie zur Belastung der Lehrerinnen und Lehrer in Auftrag gegeben wird.
Derzeit werden die Belastungsanzeigen der aus den Schulen vom Kultusminister ignoriert. CDU und Grüne haben hier erklärt, es seien soooo viele Lehrerstellen neu geschaffen worden und es gebe weiterhin die die 105-prozentige Lehrerversorgung – die Kritik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften und die Kritik aus den Schulen sei deshalb nicht stichhaltig.
Und dann – ein paar Wochen später – schreiben Sie mehr als 2000 Briefe an pensionierte Lehrkräfte , um sie wieder zurück an die Schulen zu holen.

Weil nämlich doch nicht alles so rosig ist, wie es CDU, Grüne und das Kultusministerium hier immer behaupten.

Die Belastungsanzeigen der Lehrerinnen und Lehrer dürfen von ihrem obersten Dienstherren – also von Ihnen Herr Lorz – nicht länger ignoriert werden!
Dass sind IHRE Lehrerinnen und Lehrer, Herr Kultusminister!
Warum antworten Sie nicht einmal, wenn fast 60 Grundschulen aus einem Landkreis Sie nachdrücklich um Hilfe bitten? Warum sagen Sie nichts zu den vielen Berichten in der Presse, in denen Lehrerinnen und Lehrer ihren Arbeitsalltag schildern und vor allem sagen, dass sie den Kindern so nicht gerecht werden können?

Ich kann das überhaupt nicht verstehen!

In dieser Situation, in der Sie sich händeringend um die Rückkehr von Pensionisten in den Schuldienst bemühen, stellen Sie sich für die Not der eigenen Leute taub. Und wundern sich dann noch, dass es an Nachwuchs mangelt. 

Genauso ignorant wird damit umgegangen, dass sich die Arbeitsgrundlage der Grundschullehrkräfte
enorm geändert hat. Inklusion, Ganztagsprogramme oder auch die Beschulung von Seiteneinsteigern ohne ausreichende Deutschkenntnisse können doch nicht nebenbei erledigt werden.
Alle Parteien hier versichern immer, wie wichtig multiprofessionelle Teams für eine erfolgreiche Arbeit an den Schulen sind.

Multiprofessionelle Teams sind die Zukunft, wie wir auch in der Enquetekommission Bildung parteiübergreifend gehört haben.

Dazu gehört Schulsozialarbeit, dazu gehören sozialpädagogische Fachkräfte und
Fachkräfte für Deutsch als Zweitsprache. Dazu gehören aber auch ausreichend Förderschullehrer und Schulpsychologen. Ich habe noch nicht gehört, dass dies hier jemand offen bestreitet. 

Aber die Belastungen, die dadurch entstehen, dass es all das nur sehr unzureichend gibt, werden nicht gesehen und damit auch nicht in Angriff genommen!
Diese Studie wäre also eine gute Arbeitsgrundlage, um die Bildungpolitik in Hessen zu verbessern!
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!