Die hessische Linksfraktion bestand von April 2008 bis Januar 2024
Rede
Zur Verleihung des Aachener Friedenspreises an die Käthe-Kollwitz-Schule
Unkorrigiertes Manuskript - es gilt das gesprochene Wort
Als ich im März 2011 mit meiner Mitarbeiterin die kks besuchte und im Gespräch mit einer Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern sowie dem stellvertretenden Leiter der Schule darum warb, sich zur bundeswehrfreien Schule zu erklären, war nicht vorher zu sehen, dass diese Schule 2 1/2 Jahre später, mit dem Aachener Friedenspreis für ihr Engagement in diesem Bereich belohnt wird.
Meine Fraktion - und ich hoffe das ganze Haus - gratuliert der Schule von ganzem Herzen.
Und wir fühlen uns darin bestätigt, dass Friedensengagement sich immer lohnt, - und wünschen uns mehr öffentliche Würdigung auch für andere Friedensaktivitäten.
Ich rannte damals offene Türen an der kks ein: Die GEW hatte das Thema Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr schon lange auf der Agenda, sodass die GEW-Kollegen und -innen an der Schule meine Anregung sofort aufgriffen und sich die kks noch im gleichen Monat in einer Schulkonferenz zu einer solchen bundeswehrfreien Schule erklärte, die sich damit zugleich bestimmten Zielen wie z.B. einer aktiven Friedenserziehung verpflichtet fühlt.
So ein Engagement ist nicht selbstverständlich, - und die Würdigung eines solchen Engagements ruft immer die alten, rückwärtsgewandten Kräfte auf den Plan. So berichtete mir die Schule, ……dass sie zum Preis nicht nur Gratulationen, sondern auch sog. Hassmails bekommt. Aus einer möchte ich auszugsweise zitieren:
"Linke raus!!! gehen Sie doch nach China, Russland, PutinFürst, Syrien, Iran,!!!!!! dort haben Sie alle dann "die von Ihnen gewollte Freiheit" !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! weg mit diesen niemals deutschen Patrioten !!!!!!!!!!! wir werden eine Gegendemo, für unsere Werte und unsere Freiheit, vor der Schule durchführen!!!!"
Interessant, dass der Schreiberling dieses Friedens-Engagement der Schule gleich mit der Linken verbindet. Wir empfinden das als eine Ehre!!
Auch der Aachener Verein wurde u.a. vom Reservistenverband hart angegangen, was den Verein aber wegen der Öffentlichkeitswirkung eher freut.
Der Aachener Friedenspreis e.V. entstand aus der Friedensbewegung der 80er Jahre, mit der wir Abgeordnete der Linksfraktion ebenfalls aufs Engste verbunden sind und soll immer Friedensengagement von unten würdigen. Die Liste der Preisträger in diesen 25 Jahren ist eindrucksvoll. Dieses Mal wird zugleich eine Schule in Berlin, aber auch die Internationale Schule Dohuk im Irak geehrt, die sich seit fast 10 Jahren um Frieden, Versöhnung und Völkerverständigung zwischen Volksgruppen und Religionsgemeinschaften aber auch Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern bemüht. Auch an diese Schulen einen herzlichen Glückwunsch!!
….Ich möchte etwas umfangreicher aus der Laudatio von Frau Schäfer zitieren, da sie auch unsere Sicht der Dinge gut wieder gibt:
„Es ist in der Welt kein Frieden. Überall brennt es. Während ich diese Laudatio schreibe, steht ein militärisches Eingreifen der USA in Syrien bevor, hat es wenige Tage vorher dort einen Giftgasanschlag mit zahlreichen Toten gegeben. Es brennt in Ägypten, in der Türkei, und an vielen anderen Orten unserer Welt. In Deutschland leben wir seit 68 Jahren ohne Krieg im eigenen Land – aber nicht ohne Gewalt. Gewalt gegen Asylbewerber in Berlin und anderswo, Gewalt gegen Menschen, die sich zu ihrer Homosexualität bekennen, Gewalt gegen Menschen anderer Hautfarbe, Gewalt gegen Andersdenkende. Und: Deutschland ist an Kriegen in anderen Ländern beteiligt. ... Die beiden Schulen aus Deutschland haben sich als erste mit Konferenzbeschlüssen gegen Auftritte der Bundeswehr im Unterricht gewandt. … Nach der Bekanntgabe (der Preisträger) Anfang Mai hat es überall heftige Reaktionen gegeben. Von politischer Instrumentalisierung war die Rede, von einer Verunglimpfung der Bundeswehr, die in der Verfassung verankert sei usw. Die Bundeswehr hat seit dem Ende der Wehrpflicht den Werbeetat für die Nachwuchsarbeit auf 30 Millionen Euro erhöht. Auftritte von Jugendoffizieren in Schulen zeigen, dass zwar ausführlich dargelegt wird, dass man in den Bundeswehr-Unis prima studieren könne, dort lerne Flughäfen zu bauen, Kasernen einzurichten oder Menschen zu führen, dass aber keine Rede ist von Tod und Trauma…. Die Verleihung des Aachener Friedenspreises soll diesen Schulen Mut machen, auf dem Weg weiterzugehen und sich durch Vorwürfe von außen nicht irritieren zu lassen.“
Soweit unser Zitat. Wir wünschen der KKS ebenfalls viel Kraft, auf diesem Weg weiter zu gehen und damit anderen Schulen Vorbild zu sein.
Und, meine lieben Grünen, DAS verstehen WIR unter Schulfrieden, ein Schulfrieden, der wirklich mit Frieden zu tun hat, nicht nur mit Befriedung!!
Ich denke, wir im Landtag sollten unseren Teil beitragen und bei nächster Gelegenheit die mit der Bundeswehr eingegangene Kooperationsvereinbarung kündigen!
Ich danke Ihnen