Pressemitteilung

Gefährliche Rückstände aus Desinfektionsmitteln in Wasser, Böden und Muttermilch – vierte Reinigungsstufe könnte helfen

Heidemarie Scheuch-PaschkewitzLandwirtschaft und TierschutzUmwelt- und Klimaschutz

In Desinfektionsmitteln enthaltene Biozide (Quartären Alkylammoniumverbindungen, kurz QAAV) sammeln sich in Böden an - so die im Dezember vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zusammen mit der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen veröffentlichten Forschungsergebnisse. Dazu hat DIE LINKE die hessische Umweltministerin befragt. Zu den Antworten von Priska Hinz (Grüne) erklärt Heidemarie Scheuch-Paschkewitz, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag:

„Die Biozide aus Desinfektionsmitteln reichern sich in der Umwelt an, sind gefährlich für Wasserorganismen und wurden laut Umweltministerin auch schon in Muttermilch nachgewiesen. Weitere Forschung ist sicher wichtig, aber das Vorsorgeprinzip verlangt, dass wir auch ohne eine noch bessere Kenntnis des Gefahrenpotentials die Anwendung von Produkten, die QAAVs enthalten, kontrollieren und den Eintrag in Gewässer und Böden so gering wie möglich halten. Dazu braucht es die seit vielen Jahren angemahnt Ertüchtigung unserer Klärwerke mit einer vierten Reinigungsstufe.

Es ist ein umweltpolitisches Versagen mit weitreichenden Folgen, dass die Landesregierung die Kommunen mit dieser großen Aufgabe weitgehend alleine lässt.“

Die bioziden Wirkstoffe seien in 97 Prozent der Proben aus Hessen nachgewiesen worden. Dass Priska Hinz eine genauere Beobachtung der QAAVs nur für empfehlenswert hielte und auf weiteren Forschungsbedarf hinweise, sei entscheidend zu wenig. Besonders bei Desinfektionsmitteln gäbe es für viele Anwendungen umweltfreundlichere Alternativen. Deren Anwendung müsse sie zumindest in öffentlichen Gebäuden wie Kitas und Schulen durchsetzen, so Scheuch-Paschkewitz.

„Zwischen 2014 und 2022 ist in Hessen nicht ein einziges Klärwerk mit einer vierten Reinigungsstufe nachgerüstet worden, in Baden-Württemberg waren es zwanzig. Die hessische Umweltministerin redet seit Jahren über ihre Spurenstoffstrategie und die Notwenigkeit, Klärwerke nachzurüsten. Finanzmittel für die flächendeckende Ertüchtigung gibt es aber nicht.

Anstelle eines soliden Finanzierungsplans lobte Priska Hinz kurz vor Weihnachten einen Wettbewerb zur Verminderung von Spurenstoffen im Hessischen Ried aus. Das hilft so viel gegen die gefährlichen Stoffe in unserer Umwelt wie ein Preisausschreiben gegen den Klimawandel“.

 

Hinweise:

Anfrage: Belastung von Umwelt und Lebensmitteln durch quartäre Alkylammoniumverbindungen aus Desinfektionsmittel (Drs. 20/9699); https://starweb.hessen.de/cache/DRS/20/9/09699.pdf.

Pm HLNUG (02.12.2022): Desinfektionsmittel in hessischen Böden; www.hlnug.de/presse/pressemitteilung/desinfektionsmittel-in-hessischen-boeden.