Pressemitteilung

Hanau-Untersuchungsausschuss: Der Umgang mit den Angehörigen war mehr als mangelhaft

Saadet SönmezHanauAntifaschismusInnenpolitik

Anlässlich der 30. Sitzung des Untersuchungsausschusses zum rechtsterroristischen Anschlag in Hanau zum Thema „Obduktionen“ erklärt Saadet Sönmez, Obfrau für die Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag im Untersuchungsausschuss Hanau:

„Obwohl Angehörige einen Anspruch darauf haben vor einer Obduktion eines Verstorbenen angehört und über ihre Rechte aufgeklärt zu werden, hatte dies für die Polizei und Staatsanwaltschaft noch der tatnacht von Hanau keinen hohen Stellenwert. Für viele Angehörige und Überlebende war der geringe oder schlicht nicht vorhandene Informationsfluss über Verbleib und Umgang mit den Leichen traumatisierend. Ein Polizeibeamter der Opferbetreuung hatte die Initiative ergriffen, die Angehörigen des Ermordeten Sedat Gürbüz um Zustimmung zur Obduktion zu bitten. Im Sinne der Angehörigen wollte er damit eine schnellere Freigabe der Leichen erwirken. Die Opferbetreuung war offiziell dafür jedoch nicht zuständig. Zudem beließ er es dabei, lediglich eine Zustimmung beim jüngeren Bruders des Ermordeten einzuholen anstatt die Eltern als eigentlich Totensorgeberechtigte anzusprechen.

Unklar bleibt weiterhin, warum im Kontext der Erstellung des Gutachtens über den Todeszeitpunkt der Mutter des Täters nicht alle notwendigen Informationen an das Institut für Rechtsmedizin geflossen sind. Obwohl das Gutachten benennt, dass Angaben darüber fehlen, ob und wann die Balkontür des Täterhauses geöffnet war, gab es daraufhin keine weitere Lieferung von zusätzlichen Informationen. Eine weitere Eingrenzung des Todeszeitpunktes der Mutter ist aber relevant, um zu klären wie es dazu kommen konnte, dass von der Polizei keiner der drei Schüsse im Täterhaus in der Tatnacht wahrgenommen wurde.“