Pressemitteilung

Lübcke-Untersuchungsausschuss: Die Verharmlosung von KAGIDA, AfD & Co als ‚bürgerlich‘ steht für das Versagen des ‚Verfassungsschutzes‘

Elisabeth KulaHermann SchausTorsten FelstehausenLübcke-MordAntifaschismusInnenpolitik

Heute hat DIE LINKE ihren eigenen Abschlussbericht zum Lübcke-Untersuchungsausschuss auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Dazu erklärt Torsten Felstehausen, Obmann der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag im Lübcke-Untersuchungsausschuss:

„In drei Jahren Untersuchungsausschuss haben wir die Arbeit der Sicherheitsbehörden und ihr Wissen über die rechte Szene in Kassel und Umgebung durchleuchtet. Uns waren die Zusammenhänge der Extremen Rechten mit ‚neurechten‘ Erscheinungen wie KAGIDA und der AfD besonders wichtig, da sich der rechtsterroristische Mörder Stephan Ernst und sein Freund Markus H. zuletzt in diesen Kreisen bewegten.

Außerdem konnten wir erneut ein flächendeckendes Versagen der Sicherheitsbehörden aufdecken: Es gab leichtfertige Aktenlöschungen beim Landesamt für Verfassungsschutz (LfV), deren desaströse Konsequenzen heute in einer Spezialeinheit aufgearbeitet werden müssen. Die Einschätzung der rassistischen Mobilisierungen ab 2015 war und ist ein Desaster, da militante Rechte als ‚bürgerlich‘ verharmlost wurden. Die Beteiligung bei KAGIDA wirkte beispielsweise wie ein Persilschein für die militante Rechte. Auch im Bereich des Waffenhandels mussten wir Defizite bei den Ermittlungen feststellen, die unser Sondervotum ausführlich aufgreift.“

 

Elisabeth Kula, Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag und stellvertretendes Mitglied im Lübcke-Untersuchungsausschuss der Fraktion,  erklärt:

„Das gesellschaftliche Klima kann ein Nährboden für rechten Terror sein. Deshalb müssen sich alle klar gegen die Extreme Rechte einsetzen. Dazu gehört vehemente Aufklärung und eine spürbare Solidarität mit den Betroffenen rechter Gewalt. Schwarzgrün habe in den letzten Jahren eine desaströse Rolle im Kampf gegen Rechts gespielt: Erika Steinbach hetzte noch als CDU-Mitglied gegen Walter Lübcke, Horst Seehofer sprach davon, ‚bis zur letzten Patrone‘ Zuwanderung abzuwehren. Und in Hamburg lehnten die Grünen einen Untersuchungsausschuss zum NSU ab. In Hessen kämpften CDU und Grüne gemeinsam gegen die Veröffentlichung der NSU-Akten und erschwerten die Arbeit in den Untersuchungsausschüssen.

So verhindert man keinen rechten Terror, so schafft man das gesellschaftliche Klima dafür: Durch ausbleibende Konsequenzen, mangelnden Aufklärungswillen und kuscheln mit menschenverachtenden Positionen.

DIE LINKE fordert, die Akten zu Rechtsterror langfristig zu sichern und in einem Archiv zu veröffentlichen, sodass eine wissenschaftliche und zivilgesellschaftliche Aufarbeitung möglich wird. Nur so kann eine dauerhafte Aufklärungsarbeit gewährleistet werden.“

 

Hermann Schaus, bis Sommer 2022 Obmann für die Fraktion DIE LINKE und stellvertretender Vorsitzender im Lübcke-Untersuchungsausschuss, ergänzt:

„Unser Fokus auf die rechte Szene ergab sich aus unserer Arbeit im NSU-Untersuchungsausschuss. Uns war Stephan Ernst bereits 2015 aufgefallen, da er vom ehemaligen LfV-Präsidenten Alexander Eisvogel in einem Dokument als ‚brandgefährlich‘ bezeichnet wurde. Ernst hatte bereits zwei Anschläge, einen Messerangriff, den das Opfer nur mit Glück überlebte, sowie diverse gefährliche Körperverletzungen begangen.

Zeitgleich löschte das LfV seine Akte zum frühestmöglichen Zeitpunkt, zusammen mit 1.344 weiteren Datensätzen zu Neonazis. Das zeigt, wie schlampig der Inlandsgeheimdienst militante Neonazis bearbeitet hat und dass diese Behörde offenkundig nicht in der Lage ist, uns vor rechten Terroranschlägen zu schützen.“

 

Hinweis:

Das Sondervotum der LINKEN zum Lübcke-Untersuchungsausschuss finden Sie unten zum Download

Außerdem finden Sie dort unseren Antrag „Sicherstellung der Aufklärungsarbeit von Rechtsterrorismus: Löschmoratorium der Akten aus dem Bereich ‚Rechtsextremismus‘ verlängern und bundesweites Archiv unterstützen“

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