Pressemitteilung

Auch eine erweiterte Landarztquote löst nicht die Probleme des ländlichen Raums

Christiane BöhmGesundheit

Zur heutigen Landtagsdebatte um Medizinstudiumsquoten für Allgemein- und Kinder- und Jugendmedizin im ländlichen Raum sowie den öffentlichen Gesundheitsdienst erklärt Christiane Böhm, gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Hessischen Landtag:

„Es ist sinnvoll, statt auf Einser-Abitur mehr auf Berufserfahrung im Medizinstudium zu setzen und mit Pflichtcurricula und Stipendien mehr Studierende auf die Allgemeinmedizin und den ÖGD zu lenken. Warum dies allerdings nur einem kleinen Teil der Medizinstudierenden zugutekommen soll und mit horrenden Vertragsstrafen belegt werden muss, erschließt sich weiterhin nicht.

Da Schwarzgrün keine zusätzlichen Studienplätze schaffen will, führt eine solche Landarztquote nur zu Verknappungen an anderer Stelle. Junge Menschen, die am Beginn ihres Studiums stehen, werden zudem so auf nahezu zwanzig Jahre auf einen Weg festgelegt, so dass für eine Umorientierung kein Platz mehr ist.“

Zwangsverpflichtungen an die Stelle eines attraktiven ländlichen Raums zu setzen, sei ein Irrweg, so Böhm. Junge Menschen seien durchaus bereit aufs Land zu gehen, wenn es dort ein Angebot gebe, welches sie anspreche und ernst nehme.

„Wohnortnahe und für Berufstätige passende Kinderbetreuung, ein gutes ÖPNV-Angebot, funktionierende Nahversorgung, also eine öffentliche Daseinsvorsorge auch in der Fläche, fehlen in weiten Teilen in Hessen. Und wenn junge Ärztinnen und Ärzte keine Lust mehr haben allein als Niedergelassene zu praktizieren, dann müssen die Kommunen zusammen mit dem Land flächendeckend ambulante Gesundheitszentren schaffen, die Anstellungen und Teamwork statt Zwangsselbstständigkeit bieten.

Eine Landarztquote, deren erste Absolventinnen und Absolventen frühestens in zehn Jahren in den Arztpraxen sitzen, maskiert nur die wahren Probleme.“