Pressemitteilung

Untersuchungsausschuss Hanau: Opferschutz wurde in der Tatnacht nicht berücksichtigt

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Anlässlich der 28. Sitzung des Untersuchungsausschuss Hanau am gestrigen Montag zum Thema polizeilicher Opferschutz, Obduktionen und Notausgang erklärt Ulrich Wilken, stellvertretendes Mitglied der Fraktion DIE LINKE im Untersuchungsausschuss Hanau:

„Chaos bei den Zuständigkeiten, geringe Priorität, mangelnde Sensibilität, Zurückhalten von Informationen: Die Bilanz des Umgangs der Polizei mit den Angehörigen und den Überlebenden ist bitter. Das zentrale Ziel, eine zusätzliche Traumatisierung von Überlebenden und Angehörigen zu verhindern, wurde deutlich verfehlt; wohl auch, weil es nicht als Ziel erkannt wurde. Die Angehörigen äußerten unmittelbar und nachdrücklich ihr berechtigtes Interesse, zeitnah über den Verbleib der Ermordeten in Kenntnis gesetzt zu werden und von ihnen Abschied nehmen zu können. Dies tauchte zwar frühzeitig als Problemstellung in der polizeiinternen Kommunikation auf. Tatsächlich wurden viele Familien in dieser traumatischen Lage aber ‚im Dunkeln‘ gelassen, wie es eine Angehörige ausdrückte.“

In einem Auswertungsbericht der Polizei heiße es, dass Anrufer vertröstet und ihnen ein Rückruf zugesagt worden sei, so Wilken. Unklar sei gewesen, wer diesen tätigen sollte. DIE LINKE ziehe daraus die Konsequenz, dass es in Zukunft Verantwortliche mit klarem Mandat geben müsse, die den Interessen der Opfer von Terroranschlägen eine hohe Priorität beimessen.

„Dass Überlebende und Angehörige der Opfer des rechten Terroranschlags Gefährderansprachen durch die Polizei erhalten haben, hat viele Familien zu Recht empört. Die Aussage der zuständigen Polizeidirektorin des Polizeipräsidiums Südosthessen, dass der Auftrag zu einer solchen Ansprache von ihr so nicht ergangen sei, war unglaubwürdig. Die oft angekündigte neue Fehlerkultur in der hessischen Polizei scheint es weiterhin nicht zu geben. Stattdessen regiert weiterhin die Abwehr von Verantwortung.“